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Reise nach Brüssel im Mai 2013 – Ein gemeinsamer Bericht der Gruppe

Es war schon lange unser Wunsch, nach Brüssel zu reisen, um die Stadt kennen zu lernen, das Europa-Parlament zu besuchen und mit einer Abgeordneten oder einem Abgeordneten ein Gespräch zu führen über Menschen mit Behinderung in Europa.

Deshalb haben wir bereits im Jahre 2012 bei verschiedenen Abgeordneten schriftlich angefragt. Die Abgeordnete Frau Dr. Franziska Brantner von der Partei „Die Grünen” war bereit, uns zu empfangen. Ihr Terminkalender ist für das Jahr 2013 zwar bereits sehr voll gewesen, aber sie ermöglichte uns dennoch einen Besuch. Ihre Mitarbeiterin Frau Eva-Maria Schneider gab uns einen Termin für den 16. Mai 2013. Unsere Fragen für das Gespräch sollten wir vorher zuschicken.

Vorbereitung der Reise

Was haben wir in einer Vorbesprechung beschlossen?

Wir wollten keine organisierte Lebenshilfe-Reise machen mit einer Reiseleitung und festem Programm. Jeder und jede sollte gleich verantwortlich sein. Jeder und jede sollte Aufgaben übernehmen. Alle sollten den selben Preis für die Reise bezahlen. Die Reise sollte als Bildungsreise von den Werkstätten und Betrieben anerkannt werden.

Wie haben wir uns vorbereitet?

Mit der Mitarbeiterin von Frau Dr. Franziska Brantner wurde ein Besuchstermin abgesprochen. Der Termin war in der Woche vor Pfingsten, da hatte Frau Dr. Brantner für unser Gespräch Zeit. Diese Woche sollte unsere Reisewoche sein: Vom 15. bis 18. Mai wollten wir unsere Reise machen.

Gemeinsam haben wir bei unseren Gruppentreffen die Fragen an Frau Brantner erarbeitet. Unsere Fragen wurden von E. S. abgeschrieben und an die Mitarbeiterin von Frau Dr. Brantner geschickt. Mit ihr wurde der Gesprächstermin geplant und ein Treffen ausgemacht: Am 16. Mai 2013, um 13.15 Uhr am Eingang des Parlaments, Richtung Place Luxembourg.

M.K. übte die flämische Sprache.

Gemeinsam haben wir besprochen, wie man sich im Parlament verhalten soll und wie man mit einer Abgeordneten ein Gespräch führen kann.

Die Reise mit dem Zug war sehr aufwändig zu organisieren. U.F. besorgte Angebote von der Bahnauskunft und von einem Reisebüro, die wir anschließend in der Gruppe besprochen haben. Sie handelte eine preiswerte Bahnfahrt für uns aus.

Per Internet und Telefon konnte M. A. ein kleines Hotel mit Frühstück in günstiger Lage für uns finden. Das war nicht einfach, denn für die Wochen um Pfingsten herum waren die meisten Hotelzimmer in Brüssel bereits belegt. Wir buchten mehrere Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Wir überlegten gemeinsam, wer mit wem ein Zimmer teilen möchte.

Die Bahnfahrt musste im voraus gebucht und bezahlt werden. Das Hotel musste auch im voraus gebucht und eine Anzahlung geleistet werden.

Gemeinsam überlegten wir, wie viel Geld uns die Reise pro Person kosten wird (Übernachtung + Zugfahrt + Essen + Taschengeld). Leider konnten wir für die Reise keinerlei Zuschüsse auftun. Doch weil alle den gleichen Betrag zahlten, wurde die Reise trotzdem günstig. „Betreuungskosten” gab es bei uns nicht.

Erst kurz vor der Abreise stand fest, dass wir 11 Reisende sein werden. Das machte die Planung aufregend.

Was haben wir vom 15. bis 18. Mai 2013 erlebt?

Am Mittwoch, den 15. Mai haben wir uns ganz früh, um 5.45 Uhr, am Tübinger Hauptbahnhof getroffen,um 6.05 Uhr ging die Bahnfahrt los. Wir sind insgesamt 7 Stunden mit dem Zug nach Brüssel gefahren. Mehrmals mussten wir umsteigen. Die Fahrt führte mit dem Intercity auf der linken Seite den Rhein entlang, sie hat uns allen gefallen. Beim Umsteigen in Stuttgart, Köln und Lüttich mussten wir immer sehr lange auf den nächsten Zug warten. Da wir elf Reisende waren, gab es immer Unterhaltung. Wir kamen in Brüssel auf dem Nordbahnhof (Gare du Nord) an. Mit der Metro sind wir bis kurz vor unser Hotel gelangt. Unser Hotel hieß „Sabina”. Die Zimmer waren sehr schön. Das Personal war sehr höflich. Am ersten Abend gingen wir in ein libanesisches Restaurant, der Wirt kochte uns Couscous mit Gemüse. Eine kleine Gruppe von uns ging danach noch ins Stadtzentrum auf den Marktplatz, den Grand Place oder Grote Markt. Ohne Regen konnten wir die beleuchteten Häuserfronten bewundern und haben die erste Schokolade gegessen.

Am Donnerstag, den 16. Mai begann der Tag für uns gemütlich mit dem Frühstück im Hotel. Auch M.K. fand beim Frühstück etwas zum Essen. Dann haben wir den Weg ins Parlamentarium gesucht, das ist ein Besucherzentrum neben dem Europäischen Parlament. Dort haben wir uns die vielseitige Ausstellung (mit Fotos, Filmen, Dokumenten) angeschaut. Wir haben die Entwicklung zu „Europa” gesehen. Es war richtig toll. Mittags haben wir uns dort im Café gestärkt, bevor wir zur verabredeten Zeit zum Gebäude des Europäischen Parlaments, Eingang Richtung Place du Luxembourg, gegangen sind. Die Mitarbeiterin von Frau Dr. Brantner, Frau Eva-Maria Schneider, holte uns am Eingang ab. Bevor wir zu Frau Dr. Brantner gehen konnten, mussten wir unser Gepäck im Parlamentsgebäude durchleuchten lassen. Frau Dr. Franziska Brantner begrüßte uns. I.A. aus unserer Gruppe stellte unsere Runde vor, sie hatte die Aufgabe der Diskussionsleitung übernommen. Wir haben mit Frau Dr. Brantner die Situation von Menschen mit Behinderung in Europa besprochen. Von ihr haben wir auf unsere Fragen hin erfahren: Es gibt Menschen mit Behinderung im Parlament, aber keinen Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Es gibt EU-Dokumente in „einfacher Sprache”. Es gibt keine Finanzierungsprogramme für Behindertenprojekte direkt, das ist Ländersache. In Dessau ist der Sitz des Europäischen Dachverbandes von den Verbänden (von und für Menschen mit Behinderung) aus allen EU-Ländern. Unsere Gruppe konnte Frau Dr. Brantner vermitteln, dass die Verdienste von Frauen und Männern mit Behinderung in den Werkstätten (WfbM) sehr niedrig sind, ebenso die Renten. Frau Dr. Brantner wollte das in ihrer Partei, „Die Grünen”, zum Thema machen. Zum Thema Nierenkranke und Transplantierte konnte Frau Dr. Brantner keine Fragen aus unserer Runde beantworten. Wir konnten nicht den Plenarsaal besichtigen, weil der gerade umgebaut wurde.

Nach unserem Besuch bei der Abgeordneten sind wir im Quartier Europeen um das ganze Areal von Parlamentsgebäuden herum gelaufen. Wegen des Regens waren die Wege um den Parc Leopold herum matschig. Die Gebäude wirkten mit ihren Fassaden und der Glasarchitektur gewaltig. Dort, wo die Limousinen halten, waren die Nationalflaggen der Mitgliedsländer zu sehen.

M.K., N.S. und V.P. haben Bücher über die Stadt Brüssel gekauft. Wir waren in einem kleinen Supermarkt. M. K. kaufte sich Sojamilch mit Vanillegeschmack. Beim Stadtbesuch hatten wir A.L. verloren, er musste seine Socken wechseln. Durch Zufall fanden wir ihn wieder. Dann sind wir im Stadtzentrum über den Marktplatz (Grand Place) gelaufen. Wir betrachteten das gotische Rathaus, genannt Hôtel de Ville, mit seinen Schmucktürmchen aus der Renaissance. Die Zunfthäuser sind nach der französischen Kanonade zwischen 1669 und 1700 im italienischen Barockstil wieder aufgebaut worden.

Am Freitag, den 17. Mai haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe ging ins Comic-Museum, dem Centre Belge de la Bande Dessinée. Das ist ein prachtvolles Jugendstil-Kaufhaus, in dem belgische Comics zu bewundern sind. Beispielsweise die Abenteuer von Tintin, gezeichnet von dem Comic-Künstler Hergé, oder die Abenteuer von Lucky Luke, gezeichnet von Morris. Man kann lernen, wie ein Comic entsteht und welche Arbeit es macht, um einen Zeichentrickfilm herzustellen. Neben den alten Comicheftchen gab es auch köstliche Animationen.

Die andere Gruppe ging ins Naturkundemuseum, das Museum des Sciences Naturelles de Belgique, das am Rande des Parc Leopold und in der Nähe des Europaparlaments liegt. Sie schaute sich dort alle Dinosaurier an. Diese Dinosaurier-Ausstellung ist die größte in Europa. Es gibt ein Iguanodon-Skelett, das 8 Meter lang und 4,5 Meter hoch ist. V.P. ging nochmals ins Parlamentarium.

Am Nachmittag traf sich die gesamte Reisegruppe und besuchte das Musée Magritte im Palais Altenloh am Place Royale. Dort haben wir die surrealistischen Bilder von René Magritte auf mehreren Etagen angesehen. René Magritte lebte in Brüssel und hier entstanden die meisten seiner Gemälde. Die Erläuterungen zu den Bildern waren in drei Sprachen verfasst: Französisch, Flämisch, Englisch. Die Bilder von Magritte waren klarer und nicht so verschachtelt wie die von Max Ernst und von Dali. Wir waren mehrere Stunden in diesem Museum.

Während unseres Aufenthalts sind wir jeden Abend im Stadtquartier, in dem unser Hotel lag, in ein anderes Restaurant gegangen und haben ausländisch gegessen: libanesisch, belgisch und afrikanisch. Es gab einen freundlichen Empfang in den Restaurants. Im belgischen Restaurant haben wir mit dem Wirt getanzt.

Am Samstag, den 18. Mai mussten wir nach dem Frühstück unsere Zimmer im Hotel räumen. Dann sind wir mit der Metro zum Südbahnhof gefahren, wir sind richtig ausgestiegen, haben unser Gepäck in große Schließfächer gepackt. U.F. hatte das am Tag vorher für uns ausgekundschaftet. Wir sind ins Quartier Marolles gelaufen und besuchten dort den Flohmarkt. Die Stände hatten viel zu bieten, es lag alles auf dem Boden. Wir kauften dies und jenes. V.P. kaufte sich einen schicken karierten Wollhut mit Krempe. Wunderbarerweise erreichten wir den Bahnhof rechtzeitig mit dem Bus, holten unser Gepäck und saßen dann im Zug. Über Köln ging es dann wieder den Rhein entlang zurück. Spät am Abend erreichten wir Tübingen.

Und die Nachbereitung?

Am Ende des Jahres 2013 und Anfang des Jahres 2014 haben wir alles auf dieser Brüssel-Reise Erlebte gemeinsam zusammen getragen und zu Papier gebracht. Dieser Bericht ist also ein Gemeinschaftswerk unserer Gruppe.

Wie fanden wir unsere Reise nach Brüssel?

Und hier noch die Reise im Urteil von einzelnen Frauen und Männern aus unserer Gruppe:

„Ich fand die Reise sehr interessant und wunderschön. Ich habe mir schon lange gewünscht, dass wir mit der Gruppe mal nach Brüssel kommen. Vor allem fand ich es gut, dass wir da endlich mal ins Parlament gekommen sind.” (I.A.)

„Es wäre schön, wenn wir eine Führung durchs Parlament bekommen hätten. Das Bett war mir etwas fremd, die Decke war wie ein Schlafsack eingeschlagen. Die Reise war super, leider zu kurz.” (T.G.)

„Ich fand die Reise gigantisch, wenn auch zu kurz.” (M.M.)

„Ich war immer pünktlich. Man konnte auch deutsch sprechen. Ich fand die Reise toll, ich habe überall was gefunden.” (M.K.)

„Die Mischung zwischen Alt und Neu war interessant. Man konnte auch Englisch sprechen, manchmal haben wir uns verlaufen, haben dann aber doch den Weg gefunden.” (V.P.)

„Das Zimmer war schön, aber die Dusche zu eng.” (N.S.)

„In meinem Zimmer wurde zu spät noch ferngesehen, das hat mich sehr gestört.” (A.L.)

„Die Gruppe war einfach gut, nett miteinander, die Belgier waren freundlich.” (M.A.)

„Die Reise war gut vorbereitet und organisiert. Alles hat prima geklappt. Und alle sind wieder wohlbehalten in Tübingen angekommen. Mit den Fotos könnte man ein schönes Album gestalten.” (R.E.)

„Vor vielen Jahren machten wir einen Besuch im Europa-Parlament in Straßburg. Danach entstand der Wunsch, auch mal das Parlament in Brüssel kennen zu lernen. Gut, dass wir es nun dank der Einladung von Frau Brantner realisieren konnten. Trotz Regenwetter haben wir alle durchgehalten.” (E.S.)



letzte Aenderung: 21. November 2016